Mister Motivationsschub

Der Göttergatte und ich sind heute geflogen – nein, nicht auf die Nase, sondern mit einem grossen Flugzeug. Und bekanntlich werden grosse Flugzeuge von zwei Piloten geflogen und von einer Cabin Crew werden die Passagiere betreut. Zumindest steht das so in der Fluganleitung für Dummies (keine Ahnung, ob es die gibt – wenn nicht, so habe ich sie soeben kreiert). Also unsere Cabin Crew wurde von einem Mister Motivationsschub angeführt. Schon beim Einsteigen in die Maschine hat er jeden Passagier mit einem starren Gesicht angeschaut und dazu „Gnrmpf“ gezischt. Was das heissen sollte, wissen wir bis jetzt nicht, aber wir waren froh, dass er uns dabei nicht ins Gesicht gespuckt hat.

Die obligate Begrüssung durch das unverständliche Flugmikrofon hat Mister Motivationsschub auch hervorragend gemeistert:
„Me….chsch…illkomm…..sitz….chrmsch…..ke.“
Der gleiche Satz kam übrigens danach noch in Englisch – genau so klar und deutlich, wie die deutsche Version.

Kaum hatte das Flugzeug die Reisflughöhe erreicht, kam Herr Motivationsschub mit dem Trolley angeschlichen  und zischte mit versteinerter Miene: „….ten…tri…en?“
Ich setzte demonstrativ mein breitestes Grinsen mit meinem knallroten Lippenstift auf und säuselte:
„Sehr gerne einen Apfelsaft.“
Er: „Wat frn Sft?“
Ich wieder mit Grinsekatzegesicht: „Apfelsaft bitte.“
Er kippte den Saft in einen Plastikbecher (wohlverstanden, es war KEINE Billigairline) und hakte nach:
„…st…nch…as?“
Ich: „Bitte?“
Er: „Snack?“
Ich: „Haben Sie Chips?“
Er: „Pringles?“
Ich: „Seeeehr gerne.“
Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass er mir mit null Motivation die Chips vor die Nase gestellt hat und dann meinen Göga ebenso unmotiviert bedient hat. Bei der Frage des Göga’s nach einem Sandwich hat Mister Motivationsschub eine Schublade aus seinem Trolley gezogen und ihm diese unter die Nase gehalten hat, mit den Worten:
„…ches wollen Sie?“
Nun ja, eigentlich war es egal, welches er nahm – sie sahen alle nicht appetitlich aus und genaus schmeckten sie auch.
Ich habe mich gefragt, wie jemand auf die Idee kommt, Flugbegleiter zu werden, wenn er nicht gerne redet und offenbar noch viel weniger gerne lächelt.
Also in Anbetracht der Tatsache, dass wir bewusst keine Billigflüge buchen, fand ich diesen Service doch sehr lausig. Eigenlich sogar mehr als lausig. Und hätte der gute Mann nur ein einziges Mal gelächelt oder verständlich gesprochen, wäre das alles schon sehr viel erträglicher gewesen. Wir hatten das Gefühl, uns entschuldigen zu müssen, dass wir mit dieser Maschine geflogen sind.

Seine unverständliche Verabschiedung nach der Landnung hätte er auch besser sein lassen. Sie klang in der Intonation und anhand des Gesichtsausdrucks übersetzt in etwa so:
„Wir sind endlich in Hamburg gelandet, ihr Idioten. Und ich will jetzt Feierabend. Kommt also bloss nicht auf die Idee, noch einmal mit dieser Airline fliegen zu wollen. Ihr Hunde ihr! Und nun macht euch vom Acker!“

Guten Flug weiterhin, Mister Motivationsschub!

121 Gedanken zu „Mister Motivationsschub

  1. Hat mal einer darüber nachgedacht, dass der arme Mensch einfach nur Zahnschmerzen hatte und sich über den letzten Flug schleppen musste… ich habe bisher ausschließlich gut gelaunte Purcer erlebt und ich habe so einige Flugmeilen gesammelt… 😉

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  2. Wie oft passiert uns das überall, dass das Personal meint, wir seien für sie da, und nicht sie für uns.
    Egal ob im Flieger auf dem Amt, im Discounter, oder vielerorts. Höflichkeit ist aller Laster Anfang.

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  3. Mensch, der sprühte ja richtig vor Elan.
    Vielleicht sollte er ein Buch schreiben:
    „Wie entkomme ich als Servicekraft garantiert lästigen Fragen oder Konversationen- in nur 10 Schritten zum Erfolg!“

    1.) Bitte Lächeln…vergessen! Das macht sie erst so richtig u-n-sympathisch.
    2.) Zeigen Sie kein Interesse an Ihrer Kundschaft. Das könnte sonst fatal enden.
    3.) Erzeugen Sie eine stimmungsvolle Atmosphäre…eine Magen-Darm-Grippe könnte hierfür als adäquates Vorbild hinzugezogen werden.
    4.) Verströmen Sie aus jeder Pore Ihrer Haut pampige Unherzlichkeit, man muss sich bei Ihnen ja nicht gleich einnisten wollen.
    5.) Bleiben Sie auf Distanz. Am besten lassen Sie die Kunden für sich selbst sorgen. Das hier ist Ihre Hotel-Mama-freie Zone! Setzen Sie sich durch!
    6.) Keinen Stress! Verhungert ist so schnell auch noch keiner.
    7.) Wenn Sie erfolgreich bis Punkt 6) gekommen sind, entfallen die Punkte 7 bis 9.*
    8.) siehe 7.)
    9.) siehe 8.)
    10.) Wie? Noch schlimmer?!!

    (* Im Erweiterungskurs können diese noch verborgenen Super-duper-Profi-Tipps käuflich erworben werden.)

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  4. Ts.. mich hat heute der Bäckereifachverkäufer so angebranftlt als wäre ich schuld daran dass er da hinter der theke stehen muss. Brot kann man liegen lassen aber aus dem Flugzeug springen? Da haben sie die Macht über die Passagiere. Trotzdem schöne Tage für Euch!

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  5. Vielleicht ist aufgrund eines Personalmangels wegen Grippezeiten o.ä. einer aus der Reinigungs Crew zum Borddienst verdonnert worden….und der war eigentlich auch krank geschrieben wegen starken Zahnbeschwerden und hat sich dann aufgrund der versprochenen Lohnerhöhung bereit erklärt schnell den Dienst zu übernehmen…. :-/

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