Kochlöffel und Stricknadel

Keine Ahnung, welche Schulsysteme früher welche Schulfächer hatten. Ich weiss nur, dass ich in der Oberstufe die Kochschule besuchen musste. Eigentlich hätte ich ja die besten Voraussetzungen gehabt, um eine gute Köchin zu werden – schliesslich zaubert meine Mama in der Küche so ziemlich alles, was man zaubern kann. Aber nein, es kam alles anders!

Ich hatte einen Drachen als Kochschullehrerin und sie hat es geschafft, mir das Kochen derart zu vermiesen, dass ich es bis heute nicht gerne mache. Ich musste in der Kochschule immer die Idiotenarbeiten erledigen, weil sie merkte, dass ich es nicht mochte. Das heisst, dass ich vor allem Rüsten, Waschen, Abwaschen und Putzen musste. Und wenn ich dann mal an den Herd gelassen wurde, dann habe ich es natürlich vor lauter Aufregung total versalzen. Im wahrsten Sinne des Wortes! Ich habe einmal Fisch derart versalzen, dass man genauso gut hätte ein Kilo Salz lecken können. Und weil ich das in den Augen der Lehrerin absichtlich getan haben soll, musste ich es zur Strafe auch essen.

Logisch, dass ich heute noch kein Fan von Fisch bin. Sie hat es erfolgreich geschafft, mich zum totalen Küchenmuffel zu machen.

Leider hatte ich auch in der Handarbeitsschule (textiler Werkunterricht) keine besseren Karten. Und auch da hätte es eigentlich anders kommen müssen, denn meine Mama ist diplomierte Damenschneiderin und sass in der Kommission der Werkschullehrerinnen. Aber nein! Ich hatte wieder das grosse Glück, den Schrecken auf zwei Beinen als Lehrerin zu erwischen und ich wurde gequält bis zum Erbrechen. Meine Strickereien machte sie mir regelmässig genüsslich wieder auf und meinte: „Sieht nicht schön aus, noch mal von vorne!“ Und beim Nähen bohrte ich mir die Nadel in den Finger, anstatt ins Stöffchen. Ich stellt mich – mit Verlaub – richtig dämlich an. Und sie genoss es, mich vor allen blosszustellen und dies zu zelebrieren.

Ich brauche wohl nicht zu betonen, dass ich bis heute keinen Knopf gefahrlos und brauchbar annähen kann. Daran konnte auch meine Mama nicht rütteln. Sie meint zwar heute noch, dass es schon immer so war, dass die Kochschul- und Werklehrerinnen leider oft die bösesten Biester waren, und die Kinder deshalb diesen Unterricht hassten.

Woran es wohl liegt, dass schon damals viele dieser Lehrerinnen alleinstehend oder geschieden waren? Und wie das heute wohl ist? Gibt es dieses Völkchen überhaupt noch und wenn ja, dann bitte jetzt einen Schritt vor und kommentieren – ich möchte wissen, wie das heute so ist!

32 Gedanken zu „Kochlöffel und Stricknadel

  1. Dein Beitrag ist zwar schon länger her, aber ich erinnere mich mit großem Grauen an den Handarbeitsunterricht..Bei ‚Fräulein K.“ Sie war so klein wie wir ca. 9-10 jährigen, hatte stets ein natürlich selbstgeschneidertes graues oder dunkelblaues Kostüm an und kam uns vor wie Hundert, heute denke ich sie war so um die Vierzig.
    Ich wäre viel lieber zum Werkunterricht gegangen, aber damals konnte ich es mir nicht aussuchen und so musste ich z.B. einmal einen scheußlichen Topflappen häkeln..mit weißer Wolle, ich kann mich genau entsinnen, daß die Nadel beim durchziehen der Wolle gequietscht hat (vor Schreck wahrscheinlich) weil ich das Ding so eng gehäkelt habe, daß ich die Wolle einfach nicht mehr(oder nur mit Gewalt) durch die Schlaufe ziehen konnte. Meine verschwitzten Hände taten ihr Übriges dazu.
    Dieses Modell, welches eigentlich ein Quadrat werden sollte war am Ende ein gräuliches schiefes Trapez, au weia und wurde vor der Klasse hochgehalten und als „tsts,so sollte das nicht aussehen, da musst du aber noch viel üben“ abgetan. Ich hasste dieses Fräulein wirklich und als ich wieder einmal im Hinterzimmer, wo die Nähmaschinen standen irgendeine Strafe absitzen musste, schlich ich mich hinter ihrem Rücken mit der Schneiderschere aus dem Raum und schnitt ihrem heißgeliebten fleißigen Lieschen (wie passend), welches auf dem Schreibtisch stand und gehegt und gepflegt wurde alle Blüten ab.
    Das Donnerwetter seitens Fräulein, Direktor und Eltern war groß, aber ich habe bis heute keinen Schnitt meiner Rache bereut!
    Aber hier sieht man einmal, wie solche Dinge im Kopf kleben bleiben

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  2. Kochdrachen:

    Also wenn du jetzt noch geschrieben hättest, dass sie damals deinen Zeigefinger auf Fleischdicke geprüft hätte, dann würde ich behaupten, dass dein Name Gretel sei und du die Hexe schleunigst in den Backofen schieben solltest. 🙂

    Da kann einem das Kochen ja wirklich vergehen. Welch Frevel!

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  3. Ich hatte auch so einen Drachen. Nun muss man dazu wissen, dass ich schon vor Beginn des Pflichtkurses dafür gekämpft habe mit zu den Jungs ins „Werken“ gehen zu dürfen. Aber das ließ sie nicht zu, Mädchen mussten zu „textiles Werken“. 😩 sie hasste mich also von Anfang an und ließ mich das auch spüren. Egal, was ich machte war falsch, wurde hämisch vorgezeigt und aufgeribbelt. Ich schaffte so natürlich nie eine Vollendung und bekam eine 6 nach der anderen.

    Es war das einzige Mal in meiner Schulzeit, dass meine Eltern Mitleid hatten. Ein Stück häkelte meine Oma. Perfekt, wie Omas eben häkeln. Mein Vater machte ein Bild auf der Polaroidkamera. Am nächsten Tag im Unterricht zerstörte sie den „unfassbar schlecht geArbeiteten Lappen, der nicht einmal ansatzweise wie ein Topflappen aussieht“ und ich bekam unter dem Gelächter der Mitschüler meine 6. nachdem mein Vater nach der Stunde mit dem Direx sprach durfte ich dann endlich mit Sondergenehmigung zu den Jungs! 🎉🎉🎉

    Ich muss nicht erwähnen, dass ich alles was nur entfernt mit Stoffen, häkeln und Stricken zu tun hat, hasse? 😁

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  4. Ich bin leider nicht in den Genuss (oder das Grauen) von Koch- oder Textilunterricht gekommen und ich finde das sehr schade. Was ich mir wünschen würde, wäre so etwas wie eine Art „Lebensunterricht“, wo man mal kocht, mal handwerkt oder sich auch mal mit Versicherungen etc beschäftigt. Letzteres natürlich eher in der Oberstufe.
    Ich selbst habe Kochen und Stricken von meiner Mutter gelernt und eigne mir sonst auch Sachen gerne aus dem Internet an.

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  5. Ich bin in meiner Schulzeit weder in den Genuss (oder das Grauen) von Koch- oder Textilunterricht gekommen. Ich finde es irgendwie schade und würde mir wünschen, dass es so etwas wieder geben würde. Allerdings wäre es in meinen Augen sinnvoll, das als allgemeines ‚Lebensfach‘ zu gestalten. Also, dass man mal kocht, mal handwekrt oder sich auch mal mit Versicherungen etc beschäftigt. (das dann natürlich eher zur Oberstufe hin)
    Ich habe kochen und Stricken von meiner Mutter gelernt und eigne mir sonst aus Sachen gerne aus dem Internet an 🙂

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