Pokemon go für Fortgeschrittene

Eigentlich habe ich ja gedacht, dass ich zwei richtige „Pokemon go“ ober-hyper-mega-giga-riesen Fans in Form meiner zwei Kids zu Hause hätte. Zwei von der Sorte, die es schaffen, beinahe blind durch die Welt zu gehen, nur um so ein Monsterchen zu fangen oder irgendwo ein Ei auszubrüten (das ist die Pokemon-Sprache für Mama’s).

Als ich aber kürzlich über den Züricher Hauptbahnhof gegangen bin, da wurde mir klar, dass meine Kids glücklicherweise noch zur humanen Sorte der Gamer gehören. Mit offenem Mund habe ich dort eine beachtliche Menge Menschen beobachtet, die auf ihren Campingstühlen – ausgerüstet mit tragbaren Ladestationen, Esswaren und Getränken – total abgedriftet auf ihre Handys starrten. Ich dachte ja erst, es handle sich vielleicht um ein Schullager oder so. Neiiiiin! Meine Kinder haben mich augenblicklich darüber aufgeklärt, dass dies alles Pokemon go – Spieler seien. Offenbar ist im Zürcher Hauptbahnhof eine ganze Horde dieser Monster zu Hause. Sowas spricht sich natürlich ganz schnell rum und nun sind dort mindestens genauso viele Spieler temporär ebenfalls zu Hause.

Auch für moderne Mamas ist dieser Anblick irgendwie komisch. Vom ca. 9-jährigen Knirps bis zum 40-jährigen Mann war dort alles vertreten. Und man kann nicht behaupten, dass der Zürcher Hauptbahnhof gerade gemütlich wäre, um sich dort mit Campingausrüstung niederzulassen. Es zieht, hat unendlich viele Leute und der Lärmpegel ist hoch. Aber diese Spieler sind derart in ihrem Spiel gefangen, dass sie von der Aussenwelt offenbar gar nicht mehr allzu viel mitbekommen.

Ich war auf der einen Seite fasziniert, auf der anderen Seite fand ich es fast etwas gruselig. Und ich stelle mir seither immer vor, dass mir irgendwo so ein Monster auflauert und mir im Nacken sitzt, ohne dass ich es bemerke.

22 Gedanken zu „Pokemon go für Fortgeschrittene

  1. Pokémon Go zeigt doch einfach nur unverblümt und ungeschönt, wie viele heute mit ihren Smartphones umgehen und welche Prioritäten sie im Verhältnis zur realen Koversation und Freundschaftspflege setzen. Selbst auf den Berghütten schreibt man lieber Whatsapp als Karten zu spielen oder einfach mal die gigantische Aussicht zu genießen.

    Und durch das Spiel wird dies nun alles mehr oder weniger offensichtlich und ist nicht mehr nur eine stille Vermutung einiger.

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  2. Ich muss sagen ich kann dem Hype überhaupt nichts abgewinnen und ich gehöre zur Generation Pokemon. Hatte alle Spiele für den Gameboy und kannte alle pokemon damals auswendig und habe die Serie gesichtet bis zum geht nicht mehr. Dennoch finde ich dieses Pokemon Go doch schon recht Grenzwertig. Leute laufen vor Züge, bauen AutoUnfälle, fallen ins Wasser etc. Die Menschen sind so schon total abhängig vom Handy…

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  3. Da fragt man sich, was solche semi- bis vollprofessionellen, campierenden Monster-Sucher den Rest des Tages so an Verpflichtungen haben, die ja offenbar recht gut mit teils exzessiv betriebenen Ausflügen in halbdigitale Zwischenwelten kompatibel zu sein scheinen.

    Also ich hätte ja per se keine Zeit für so etwas, und wenn doch, dann nutze ich sie lieber anders….zum Beispiel für den Wochenendeinkauf, schreiberische Belästigungen einer gewissen Modepraline, zum Schlafen oder dem Gras beim Wachsen Zuschauen, ….

    Es ist schon faszinierend, wie sich Menschen- von jung bis alt- in ein Massenphänomen immer weiter hineinziehen lassen, ohne zu wissen, wohin sie diese Spirale überhaupt mit sich zu reißen gedenkt.
    Ein bisschen blendet sich mir da ein Bild von Lemmingen an einem Steilufer vor mein inneres Auge.
    Am Ende kommt dann bestimmt noch die Auflösung: Traraaaaa, das war ein Experiment und ihr habt alle artig mitgemacht. 🙂

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  4. Es gibt mittlerweile immer mehr Geschäfte die damit werben das man bei ihnen ordentlich Pokémons absahnen kann – ganz zu schweigen von den zugehörigen Apps, die nach und nach auf den Markt geschmissen werden, die das auffinden leichter machen, das gemeinsame erobern einer Arena etc. und das soll erst der Anfang sein….Niantic entwickelt on and on and on….bisher seien es wohl erst 10% dessen, was noch zu erwarten ist….in all dem Wust von Negativnachrichten ist doch das gemeinsame, friedliche Pokémon sammeln irgendwie herzig 😉

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