von süss bis ungeniessbar

Ich werde vermisst …

… hier auf meinem Blog. Anscheinend lesen mehr Menschen regelmässig mit, als mir jeweils bewusst ist, denn ich werde in den letzten Tagen des Öfteren gefragt, warum es auf meinem Blog seit über zwei Wochen so ruhig ist.

Nun ja … weil das Leben mal wieder Achterbahn fährt mit uns. Und dann sitze ich vor dem Tablet und denke: Was soll ich euch schreiben, wenn ich mich so unfassbar bescheiden fühle? Nach 21 Monaten Leben auf dem Onkoplaneten hat die gewaltige Kraft dieser Krankheit bei meinem Göttergatten uns mal wieder einen ganzen Berg vor die Beine geschmissen. Nicht etwa ein oder zwei Steine. Nein: Es musste gleich eine ganze Ladung sein. Wir wurden in wenigen Sekunden wieder in den Strudel der Verzweiflungsgefühle geworfen … haben uns da mühsam rausgekämpft und sind nun wieder im Kampfmodus. Der Kampf wird härter … der Weg steiniger … und drum war mir nicht so klar, ob ich überhaupt noch schreiben soll. Aber es fragen täglich Leute, wo meine Geschichten bleiben. Und das rührt mich doch sehr 🙂 Wisst ihr, was ich euch am liebsten schreiben möchte? Das hier:

Warum ist das Leben so verdammt ungerecht?
Warum habe ich das Gefühl, das Arschlöcher uralt werden?
Warum verstehe ich nicht, dass diese fiese Krankheit immer liebe Menschen trifft?
Wo ist die Gerechtigkeit, wenn ich im Inselspital sitze und Eltern mit ihren krebskranken Kindern sehe?
Wie soll man daran glauben, dass alles gut wird, wenn so verdammt viel Falsches passiert?
Warum werde ich aggressiv, wenn Leute mich mit gutgemeinten Ratschlägen zutexten?
Warum hadere ich, obwohl ich weiss, dass es mir nichts nützt?
Warum gibt es Tage, an welchen ich die Kraft habe, das Glas als halbvoll zu sehen, und andere, an welchen ich einfach nur schreien möchte?
Warum habe ich das Gefühl, dass der beste Göttergatte der Welt diese Krankheit einfach überhaupt nicht verdient hat – ich aber eine Liste von zerstörerischen und bösartigen Idioten aufzählen könnte, bei denen ich mir ein solches Schicksal erklären könnte?
Wie kann es sein, dass ein Mensch wie der Göttergatte so positiv durchs Leben geht und nicht eine Minute mit seinem Schicksal hadert – und dieses Scheisskrabbenvieh sich trotzdem nicht vertreiben lässt?
Warum gibt es Tage, an denen ich das Leben einfach nur hasse und dauertoben könnte?

Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Und trotzdem sind sie immer mal wieder da. Und auch wenn irgendwelche lieben Menschen mir meinen sagen zu müssen, dass ich nicht so denken dürfe – wegen Karma und so … ja dann – dann reissen bei mir sogar die Ersatznerven. Gäbe es dieses Karma, dann hätte sich der Krebs wohl kaum meinen Herzmenschen ausgesucht. Er hat NIE jemandem etwas getan und auch NIE jemandem etwas schlechtes gewünscht. Im Gegenteil!!! Und am allerliebsten mag ich jene, die mir erklären, dass es Gottes Plan ist. Da herrscht bei mir akute Explosionsgefahr. Gäbe es einen Gott, dann würde er dafür sorgen, dass nicht soviel Ungerechtigkeit auf diesem Planeten passiert. Kein vernünftiges Irgendwas würde all das zulassen. Drum sind die Gottesanbeter bei mir genau richtig … da kommt mir die Galle hoch, die Nackenhaare stellen sich zu Berge und ich sage: „Stopp, jetzt einfach besser keine lieb gemeinten Worte mehr; es könnte sonst ein Unglück geben!“

Ja, neben Trauer und Kampf ist da auch ganz viel Wut. Und wenn ich an einem harten Tag an der Seite meines Göttergatten verzweifle, weil ich einfach nicht so helfen kann, wie ich mir das wünschte … dann kommt die Wut in mir hoch und es ist besser, mir einfach KEINE Ratschläge zu geben. Es ist nämlich schlicht nicht nachvollziehbar, was in mir abgeht, wenn ich sehe, höre, fühle, begleite, spüre und trage, was da alles abläuft … mit dem Menschen, den ich seit meinem 16. Lebensjahr in meinem Leben habe. Und ich bin inzwischen 51 Jahre alt.

Ja, und das ist der Grund, warum in den letzten Tagen hier einfach Stille war – unmittelbar nach den Feriengeschichten … denn da hat es uns wieder eingeholt … das harte Schicksal der Onkokrieger!

Aber wir geben uns nicht geschlagen – nicht kampflos und nicht einfach so. Und wir haben die Kraft für die nächste Runde, denn wir sind eingebettet in eine unfassbar tolle Familie mit den besten Kindern der Welt – mit wunderbaren Eltern – Freunden und Nachbarn – mit tollen Bekannten und vielen Menschen, die uns tragen helfen. DANKE DAFÜR! 🙂

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22 Kommentare

  1. Joey

    Herrchen und ich sind viel bei euch – und halten ansonsten die Klappe!

  2. Gaby Hasler Herzberg

    Wenn ich dir meine Kraft schicken könnte, würde ich es tun!
    Ich donnere mal mit dir ⚡️

  3. Barbara

    Liebe modepraline, „ein umärfele“ auch von mur❤️
    Ich schicke keine Ratschläge aber mitkämpfen darfst und musst du! Es lohnt sich immer zu kämpfen ich weiss es auch aus eigener Erfahrung und das schon seit 15 Jahren……
    Machets guet und ein bisschen 🧚‍♀️✨Barbara

    • modepraline

      Klar kämpfe ich mit … und wie! Danke für den Mutgruss! 🙂

  4. tierlifruend

    Ich wünschte, ich könnte mehr tun, als euch nur liebe Gedanken zu schicken. Zaubern wäre jetzt schön… ❤️👼🏼❤️

  5. Edith Sutter

    ich finde keine Worte, aber ich Sende für Euch beide eine Herzliche Umarmung und viel Kraft die Euch MUT macht

  6. Fredi und Ursi

    Mir si geschter z’Obe düre Anna-Brotschi-Weg heizue gloffe. Mir hei de e Frau mit Hung troffe. Es isch nid d’Anna und au nid d’Frau Brotschi gsi und es isch de chlei me worde aus nume: „grüessech, wie geit’s!“ D’Ellie het paar mou müesse abligge, usser es sig e Chatz oder e
    Jogger (nid Blogger) düre.
    Tschüss, aues Guete, bis zum nöchschte Mou.

    • modepraline

      Ig has gwüsst … Dir läset ebe doch mit 🙂

  7. Missparkerc

    Ich umarme dich einfach mal, liebe Daniela. Keine Worte, einfach nur eine Umarmung. Alles Liebe Caroline

  8. Suanne

    Du sagst genau das richtige! Ich weis wovon Du sprichst mache genau das selbe durch. Frage auch immer warum die lieben es gäbe genug böse.
    Klar kämpfen wir immer oder probieren es aber manchmal hat mann fast keine Kraft mehr.
    Euch auch weiterhin alles gute! Denke oft an Euch!!

    • modepraline

      Dann kann ich die Kraft ja gleich wieder zurückschicken, ihr braucht sie selber … ich weiss, wieviel Kraft es kostet 🙂 Toi toi toi

  9. M.Maritz

    Oje wenn es einen Gott gibt würde er so etwas gar nicht zulassen 😳 für den Göttergatte und die ganze Familie wünsch ich von ganzem Herzen viel Kraft und Mut zu kämpfen 🙏liebe Grüsse Margrith

  10. Bettina Behrens

    Uff… ich kann all(!) Deine Gedanken sehr gut nachvollziehen, und deshalb hier nur einen kurzen Gruß und von Herzen alles Liebe aus Hamburg

    • modepraline

      Oh, unser geliebtes Hamburg … genau dort hat es wieder zugeschlagen und wir musste notfallmässig abreisen … nach einem Kurzaufenthalt im KH St. Georg (bäh) …

  11. erica

    und w i e ich (ohne gute ratschläge) dich verstehe……

    gang mau i waud ga päägge….

    s nützt nüt….. i weiss……

    • modepraline

      Die arme Reh, Hase, Igel und Böim chöi aber au nüt derfür!

  12. Charly

    Meine allerliebste Praline

    Es ist ist Zeit zu weinen wenn es Zeit zu weinen ist.
    Es ist Zeit zu schreien wenn es Zeit zu schreien ist.
    Es ist Zeit zu verzweifeln wenn es Zeit zu verzweifel ist.
    Es ist Zeit schwach zu sein wenn Du nicht stark sein kannst.
    Es ist Zeit zu kämpfen wenn es Zeit zu kämpfen ist.

    Meine Gedanken sind bei Euch

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