… und wieder wird das leidige Thema des Schulweges vielerorts für Diskussionen sorgen.

Ich bin als Kind meinen ziemlich langen Schulweg IMMER zu Fuss gegangen. Meine Eltern hatten nicht die Zeit, mich zu fahren. Und zudem waren sie der Meinung, dass ich das alleine schaffen muss. Ich erinnere mich, dass es eine einzige Ausnahme gab: Als ich das Bein gebrochen hatte. Ich denke, ich habe keinen Schaden genommen – aber ich gehörte später trotzdem zu den berühmten Taxi-Müttern. Warum?

Ganz einfach: Zu meiner Zeit hatte es nicht annähernd soviel Verkehr auf der Strasse. Die Schule hat in der Regel später angefangen, als sie das heute tut. Schliesslich hatten wir auch am Samstag noch Unterricht und so konnten die Schulstunden besser verteilt werden. Und wir waren nicht 5 Jahre alt oder jünger, als wir in den Kindergarten gingen. Dann kommt hinzu, dass wir bei weitem nicht das Freizeitangebot hatten, welches den Kindern heute zur Verfügung steht – also mussten wir uns nicht beeilen, weil wir noch zum Tanz-, Tennis-, Golf- oder Gesangsunterricht gehen mussten. Die Welt ist heute eine andere! Sie ist eine Schnellere und viel Gefährlichere.

Was ich ebenso als Grossmutter heute beobachte ist, dass die Menschen grundsätzlich sehr viel rücksichtsloser geworden sind. Hier bei uns oben „am Berg“ hat es viele kleine Menschen, die frühmorgens ihren Weg unter die Füsse nehmen – und ich bin immer wieder schockiert, wie rücksichtslos viele Autofahrerinnen an den Kleinen vorbeibrettern. Ich habe schon beim Zusehen Schweissausbrüche.

Wir wohnen ganz schön weit oben. Meine Kids waren zu Beginn ihrer Schulzeit nicht die schnellsten und träumten auf dem Weg vor sich hin. Das hatte mehr als einmal zur Folge, dass das angebrannte Mittagessen im Abfall landete und wir auf die Schnelle aus dem Kühlschrank essen mussten, damit sie sofort wieder loslaufen konnte, um wieder pünktlich in der Schule zu sein. Das hat mich irgendwann so genervt, dass ich beschlossen habe, die Kids von der Schule abzuholen. Ganz einfach!

Vor nicht allzulanger Zeit ist ein 5-jähriges Kind auf dem Schulweg in Zürich tödlich angefahren worden. Und dann gibt es Schulbehörden, die nach wie vor die Eltern tadeln, wenn sie ihre Kinder fahren wollen. Hallo?

Gemäss Gesetz ist der Schulweg in der Verantwortung der Eltern – und ob es nun für die Entwicklung eines Kindes gut oder förderlich ist – Fakt ist, dass es die Schulbehörden nichts angeht, ob Eltern ihr Kind fahren wollen. Ich finde es auch nicht okay, dass solche Eltern automatisch als Helikoptereltern betitelt werden. Meine Kids sind beide mit 4 1/2 Jahren in den Kindergarten eingeschult worden. Und da waren weder Lotsen noch andere Sicherheitsvorkehrungen – an einer Stelle war nicht einmal ein Fussgängerstreifen – und sie hatten keine andere Wahl, als diese Strasse dort zu überqueren.

Die Schulbehörde ist einzig dafür verantwortlich, dass ein Schulweg zumutbar ist. Dabei müssen die Faktoren der Länge des Weges, der Gefährlichkeit des Weges und der Persönlichkeit des Kindes berücksichtigt werden. Das Absolvieren dieses Weges obliegt aber einzig der Verantwortung der Eltern. Und deshalb plädiere ich ganz klar dafür, dass sich die Schulbehörden da raushalten.

Ich glaube kaum, dass die Schulbehörden des getöteten Kindes in Zürich gewollt hätten, das so etwas passiert. Drum liebe Lehrer-/innen: Kümmert ihr euch um das, was auf dem Schulareal und im Klassenzimmer passiert – alles andere ist Sache der Eltern. So einfach ist das …

Ach ja: Habe ich schon erwähnt, dass wir hier nicht mehr mit Ross und Wagen unterwegs sind, sondern dass unendlich viele übermotorisierte PS-Boliden an den kleinen Menschen vorbeifahren – und dass ein Kind nicht den Hauch einer Chance hat, wenn es im Übermut auf die Strasse hüpft? Nur so für den Fall, dass manche vergessen haben sollten, dass wir im 2023 leben …

Teile diesen Beitrag